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Ein Leuchtturm feiert Geburtstag

Ein Jahr „Quartier der Generationen“ in Meinerzhagen: Integriertes Gesamtkonzept für qualitätvolles, komfortables und gemeinschaftliches Wohnen in einem lebendigen Stadtviertel – Meinerzhagener Modell bundesweit als Innovationsvorlage für Quartiere der Zukunft gefragt

Frieda Schröder (links) und Christel Weinberg (rechts) mit Theresia Hasenau, Geschäftsführerin der APD Ambulante Pflegedienste Meinerzhagen GmbH.

Das „Quartier der Generationen“ hat Grund zur Freude: Heute vor einem Jahr, genau am 1. April 2018, zogen Frieda Schröder und Christel Weinberg als erste Mieterinnen in die Demenz-Wohngemeinschaft „Leben in Meinerzhagen“ ein. Gerade haben sie mit viel Musik, Kaffee und Kuchen ihr neues Zuhause hochleben lassen. „Freizeit, Verpflegung, Betreuung, das schöne Haus und die wunderbare Umgebung mit dem jetzt so richtig bunt aufblühenden kleinen Park sind wunderbar“, sagt WG-Mieterin Frieda Schröder: „Wir haben richtig Spaß miteinander und machen auch viel Blödsinn zusammen – das können ruhig alle wissen!“

„Meinerzhagen ist unsere Heimat geworden“

Mit der Verbindung von barrierefreiem, bezahlbarem Servicewohnen mit einem Wohngemeinschaftshaus für demenziell veränderte Menschen, einem Kindergarten, einer Turnhalle mit Schwimmbad, einem Quartierstreffpunkt und einem öffentlich zugänglichen Nachbarschaftsgarten hat sich das „Quartier der Generationen“ zu einem bundesweit beachteten Vorzeigeprojekt geworden. Noch wichtiger als das wachsende Interesse des Fachpublikums ist APD-Chef Claudius Hasenau die gelungene Verwurzelung des Quartiers: „Meinerzhagen ist unsere Heimat geworden.“ Im „Quartier der Generationen“ ist ständig Leben in der Bude, sagt seine Schwester Theresia Hasenau, die als Geschäftsführerin der APD Ambulante Pflegedienste Meinerzhagen GmbH die pflegerische und soziale Arbeit vor Ort verantwortet. Für die Meinerzhagener Schützen ist ein Besuch im Quartier mittlerweile so selbstverständlich geworden wie für die Karnevalisten. Ein Physiotherapeut aus dem Ort wird schon bald eine Stuhltanzgruppe ins Leben rufen. Andachten mit evangelischen und katholischen Pfarrern sind ebenso in Vorbereitung wie ein fröhliches Sommerfest.

Fachkräftemangel ist Hauptproblem
An Gästen wird es nicht mangeln: Alle Servicewohnungen an der Genkeler Straße 24 sind längst vermietet, in den drei Demenz-WGs sind von 24 Plätzen 22 besetzt. Dass sich daran trotz der großen Nachfrage nichts ändern wird, ist der einzige Wermutstropfen, der die festliche Stimmung trübt. Theresia Hasenau: „Auch in Meinerzhagen ist der Fachkräftemangel in der Pflege groß. Wir suchen dringend weitere Pflegekräfte und Conciergen für die Betreuung unserer Mieterinnen und Mieter.“

Brücken bauen zwischen den Generationen: Der Sinnesgarten dient als Naherholungsgebiet für die ganze Nachbarschaft.

Lösungsmodell für ein Leben im Quartier
Seit seiner Eröffnung entwickelt sich das „Quartier der Generationen“ mehr und mehr zu einem Lösungsmodell für die Quartiere der Zukunft. APD-Chef Claudius Hasenau wurde eingeladen, das Projekt auf der Altenpflege-Messe in Nürnberg (2.-4. April 2019) vorzustellen. Claudius Hasenau: „Wir haben unser Ziel erreicht, Menschen mit einer besonderen Bedarfslage individuell geeigneten Lebensraum zur Verfügung zu stellen, der keine hotelmäßige Versorgung darstellt, sondern Normalität in ihren Alltag bringt.“ Meinerzhagen sei das erste „hybride“ Projekt der APD, das generationsübergreifend  unterschiedliche Lebenswirklichkeiten abbildet . Hierzu wurden differenzierte Angebote geschaffen, ohne  das individuelle  Selbstbestimmungsrecht einer Versorgungssicherheit zu opfern, so Hasenau.

Selbstbestimmung statt Vollversorgung

Mit 93 Jahren ist Marianne Burian (rechts) die älteste Mieterin der APD-Demenzwohngemeinschaft.

Das Quartier der Generationen bietet keine vollstationäre Gesamtversorgung, sondern ein selbstbestimmtes, eigenverantwortetes Zuhause. Der begleitende ambulante Pflegedienst ist dort nur zu Gast. Die Wahlfreiheit des Dienstleisters ist für die Mieterinnen und Mieter jederzeit gewährleistet. Das Quartier der Generationen eröffnet Menschen mit besonderen Bedarfen in Servicewohnungen und ambulant begleiteten Wohngemeinschaften die Möglichkeit, ihr Leben auch im Alter quartiersnah in vertrauten sozialen und räumlichen Bezügen so familienähnlich wie möglich weiterzuführen.

  • Das Quartier der Generationen erlaubt „distanzierte Nähe“ zwischen erkrankten und nicht erkrankten Lebenspartnern.
  • Das Quartier der Generationen ermöglicht ein „Leben bis zuletzt“ durch aktive Kooperation mit Palliativ- und Hospizdiensten.
  • Das Quartier der Generationen initiiert, gestaltet und pflegt Nachbarschaften und Netzwerke. So gelingt trotz möglicher gesundheitlicher Einschränkungen im Alter ein gemeinschaftliches „Leben in Pantoffelnähe“ zu den gewachsenen Strukturen der Vergangenheit.

Zahlen – Daten – Fakten

Das APD-Generationenquartier bietet ein Zuhause für jedes Alter, jede Herkunft und jede Lebenssituation.

Das im April 2018 eröffnete Quartier der Generationen an der Genkeler Straße in Meinerzhagen umfasst 32 öffentlich geförderte und 17 frei finanzierte barrierefreie, komfortable Servicewohnungen nicht nur für Ältere. Es handelt sich um Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen zwischen 50 und 110 qm Größe, um den vielfältigen Wohnwünschen von Familien und der Generation 50 plus zu entsprechen.
Im Rahmen der Quartiersvielfalt wurde darüber hinaus Lebensraum für Menschen mit einer besonderen Bedarfslage geschaffen: drei ambulant begleitete und jeweils 400 qm große Wohngemeinschaften für je acht Mieterinnen und Mieter mit einer demenziellen Grunderkrankung. Die WGs verfügen über Einzelzimmer mit Duschbädern mit einer Gesamtfläche von rd. 27 qm. Im Mittelpunkt jeder Wohngemeinschaſt befindet sich das „Wohnzimmer“ mit rd. 80 qm und einer Wohnküche mit rd. 60 qm.

Integriertes Gesamtkonzept
Das Quartier der Generationen verknüpft die Wohngemeinschaften mit Servicewohnen für Mieterinnen und Mieter, die im Alter einen besonderen und qualitätvollen Service wünschen. Es ist Ausdruck einer konsequenten Weiterentwicklung der Grundidee des gemeinschaftlichen, ambulant begleiteten Wohnens demenziell veränderter Menschen hin zu einem integrierten Gesamtkonzept, das gerade die von der Pflege unzureichend berücksichtige Situation von Ehepaaren aufgreift. Das Quartier der Generationen schafft deshalb nicht nur familienähnlichen Lebensraum für Menschen mit einer Demenzerkrankung, sondern gibt auch dem Ehepartner die Möglichkeit einer distanzierten Nähe unter einem Dach. Servicewohnen in der eigenen Häuslichkeit in unmittelbarer Nähe zur Demenz-WG – dieser neue und quartiersorientierte Ansatz der APD bietet großes Entwicklungspotenzial.

Veränderte soziale Strukturen
Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung der veränderten Nachbarschaften und Familienstrukturen (nicht nur) in Meinerzhagen, aber auch vor dem Hintergrund der Einkommensentwicklung zukünftiger Rentnerinnen und Rentner in Meinerzhagen wurde die Immobilie konkret nach den Kriterien und Inhalten des sozialen Wohnungsbaus, aber auch in Teilbereichen frei finanziert umgebaut.

Gemeinsam leben, gemeinsam feiern, gemeinsam tanzen – so muss ein Zuhause sein.

Alle Ampeln auf „grün“
Das Projekt ist aber auch „grün“: Wärme und Warmwasser liefert ein Blockheizkraſtwerk, es gibt acht E-Zapfstellen und die Gebäude sind nach dem KfW 55-Standard energetisch optimiert. Die APD Ambulante Pflegedienste Meinerzhagen GmbH hat für die Wohngemeinschaſten rd. 30 Arbeitsplätze geschaffen. Das Investitionsvolumen beläuſt sich für das Areal auf rd. 14.600 m2 mit rd. 6.000 m2 Nutzfläche auf etwa 18 Millionen Euro. Das Projekt wurde im Rahmen der NRW- Wohnungsbauförderung realisiert, um „sozialhilfefähige“ Mieten zu erreichen.

Naherholung für Nachbarn
Der auf dem Gelände bereits etablierte Kindergarten für 23 Kinder blieb erhalten. Auch das dortige Schwimmbad und die Turnhalle stehen weiterhin Schulen und Vereinen zur Verfügung. Ein Sinnesgarten mit Kräuterhochbeeten und Teich steht den Nachbarn und Anwohnern zur Naherholung zur Verfügung.

 

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