Menü öffnen Suchfunktion

Grußwort von Herrn Claudius Hasenau, Geschäftsführer APD Ambulante Pflegedienste Gelsenkirchen GmbH, und Herrn Rolf Lutz, Geschäftsführer Rolf Lutz GmbH, Dachdeckermeisterbetrieb Gelsenkirchen zur Einweihung des Quartiers der Generationen am 23.03.2018

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Nesselrath, sehr geehrter Herr Landrat Gemke, sehr geehrter Herr Opitz,

liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, meine lieben Freunde, verehrte Gäste,

zunächst ein herzliches Dankeschön an Sie alle, dass Sie sich heute die Zeit nehmen, um mit uns zu feiern. Wir begrüßen Sie heute auf einer Baustelle. Glauben Sie mir, wir haben Wind und Wetter getrotzt, um alles so weit wie möglich für heute fertigzustellen. Doch bestimmt kennen Sie den Spruch: „Wenn Menschen Pläne machen, lacht Gott.“ Und ich glaube, Gott hatte in den vergangenen Wochen viel zu lachen über uns.

Heute eröffnen wir das Quartier der Generationen mit dem Demenz-Wohngemeinschaftshaus „Leben in Meinerzhagen“. Es ist das sichtbare Zeichen für die konsequente Weiterentwicklung einer Idee, die vor mehr als 13 Jahren im Hause APD ihren Anfang nahm.

Damals wollten wir als Pflegedienst eine Versorgungskette aufbauen. Was uns fehlte, war der Schlussstein. Wir suchten eine Möglichkeit, Menschen mit ihrer besonderen Bedarfslage Lebensraum zur Verfügung zu stellen. Lebensraum, der keine hotelmäßige Versorgung darstellt, sondern Normalität in ihren Alltag bringt. Eine Normalität, meine Damen und Herren, wie Sie diese hoffentlich jeden Tag in Ihrem Zuhause erleben. Eines war uns klar: Wir wollen keine anstaltsmäßige Versorgung betreiben. Wir wollen ein Zuhause begleiten.

Schon damals haben wir den Leitsatz geprägt:

Wir bauen nicht, sondern wir schaffen und begleiten Lebensraum.

Damit meinen wir Lebensraum für Menschen, die eine demenzielle Grunderkrankung haben. Genauso wie wir es aus unserer eigenen Häuslichkeit kennen, so teilen wir uns diese verantwortungsvolle Aufgabe mit den Menschen, die auch in der Vergangenheit eine wichtige Rolle im Leben der hier wohnenden Menschen gehabt haben. Nämlich mit der Familie und mit den Angehörigen.

Mit dieser Idee sind wir nicht nur in Gelsenkirchen zu einem Synonym geworden, wie Pflege anders organisiert und gelebt werden kann. Das „Quartier der Generationen“ mit dem Projekt „Leben in Meinerzhagen“ ist ein weiteres Beispiel für unsere Vision.

„Leben in Meinerzhagen“ ist das 6. Wohngemeinschaftshaus der APD, dass durch uns initiiert und begleitet wird. Es ist das erste außerhalb von Gelsenkirchen, ja sogar außerhalb des Ruhrgebiets. Meinerzhagen ist auch der Ort, wo die APD Muttergesellschaft eine Filiale gegründet hat – die APD Ambulante Pflegedienste Meinerzhagen GmbH. All dies haben wir getan, um Lebensraum für Menschen mit Demenz in dieser Stadt zu schaffen. Zugleich aber auch, um Menschen Lebensraum zu eröffnen, die besonderen Service wünschen. Neben den drei betreuten Wohngemeinschaften umfasst das Quartier der Generationen nämlich 50 barrierefreie, komfortable und großzügige Servicewohnungen für ein qualitätsgestütztes Wohnen im Alter. Doch nicht ich möchte über das Bauprojekt sprechen. Neben mir steht jemand, der das viel besser kann: mein Geschäftspartner, Mit-Investor und lieber Freund Rolf Lutz, ohne den das Quartier der Generationen nicht das geworden wäre was es heute ist.

ROLF LUTZ:

Meine Damen und Herren, seit dem ersten Spatenstich 2016 hat sich viel getan. Wir haben viel gemeinsam erlebt und bewegt, ständig improvisiert und zum Schluss doch noch alle Widrigkeiten in den Griff bekommen. Meinerzhagen – so viel kann ich sagen – ist mir richtig ans Herz gewachsen und während der Bauphase buchstäblich zu meiner zweiten Heimat geworden.

Die Herausforderungen an unsere Planungen und Terminvorgaben wollten in den vergangenen Monaten kein Ende nehmen. Ich sage nur: der strenge Winter, Feuchtigkeitsschäden. Dies und noch viel mehr forderte nicht nur den Teams innen und außen, sondern auch den Nachbarn alles ab. Beiden sind wir zu großem Dank verpflichtet – für ihre Geduld, für ihr Verständnis und für das immer konstruktive Miteinander. Das ist nicht selbstverständlich.

Besonders berührt hat mich die Zusammenarbeit mit der Außengruppe „Eulenwald“ des AWO-Familienzentrums Rappelkiste und seiner Leiterin Sabine Fernholz, die heute aus Krankheitsgründen leider nicht hier sein kann. Wie die großen und kleinen Bewohner vom „Eulenwald“ mit unseren baulichen Hinterlassenschaften umgegangen sind, wie verständnisvoll und zuversichtlich auch widrige Umstände hingenommen wurden und wie zupackend hier gehandelt wurde – davor ziehe ich wirklich meinen Hut. Was gute Nachbarschaft heißt, das haben wir während der vergangenen Monate erleben dürfen. Es wird mir unvergesslich bleiben. Danke dafür!

Was uns freut, ist das große Interesse der Anwohner am Projektfortschritt. Immer wieder wurden wir gefragt, was denn da auf dem Gelände der ehemaligen Hauptschule vor sich geht. Wir haben immer gern Auskunft gegeben. Über die neuen Wohnformen für Menschen mit Demenz, über das innovative Photovoltaik-Dach und das eigene Blockheizkraftwerk, das dem Quartier der Generationen eine außergewöhnlich gute Energiebilanz bescheren und die Verbrauchskosten für die Mieterinnen und Mieter spürbar senken wird. Über die zehn Stromtankstellen für Elektro-Fahrzeuge, über die besonderen Materialien der Außenfassade und nicht zuletzt über der Restaurierung des Max- und Moritz-Wetterhahns, der auch in Zukunft als Wahrzeichen des Quartiers anzeigt, woher und wohin hier der Wind weht. Sie merken schon, meine Damen und Herren, ich könnte noch so viel mehr erzählen, doch jetzt möchte ich fürs erste das Mikrophon an Claudius Hasenau zurückgeben.

CLAUDIUS HASENAU:
Danke, lieber Rolf Lutz, für deine Ausführungen. Ich werde die gemeinsamen Wochenenden hier auf der Baustelle vermissen. Bestimmt haben Sie gespürt, meine Damen und Herren, was wir meinen, wenn wir sagen: Wir bauen nicht, wir schaffen Lebensraum. Das gilt für das Planen und Bauen, noch viel mehr aber für die Schaffung einer mehrgliedrigen Angebotsstruktur im Bereich Wohnen. Das Quartier der Generationen ist Ausdruck der konsequenten Weiterentwicklung unserer Grundidee zu einem integrierten Gesamtkonzept Wir haben die Erfahrung gemacht, dass gerade die Situation von Ehepaaren in der Pflege nur unzureichend berücksichtigt wird. So haben wir die Idee formuliert, nicht nur familienähnlichen Lebensraum für Menschen mit einer Demenzerkrankung zu gestalten, sondern auch dem Ehepartner die Möglichkeit einer distanzierten Nähe unter einem Dach zu ermöglichen. Wohnen in der eigenen Häuslichkeit in der Nähe zur Demenz-WG – das ist ein völlig neuer Ansatz, der viel Entwicklungspotenzial bietet.

Deshalb gilt unser ausdrücklicher Dank allen Unterstützerinnen und Unterstützern dieser Idee. Er gilt insbesondere den großartigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der APD, die jeden Tag Krankheit, Leid und Tod unter humanistischen Werten begleiten. Ohne sie wäre diese Entwicklung nicht möglich. Herzlichen Dank!

Alle Statistiken zeigen, dass der Anteil pflegebedürftiger Menschen rapide ansteigt. Diese Entwicklung und der ständig weiterwachsende Fachkräftemangel in der Altenpflege stellen unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen. Die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung in der Altenpflege hinken in Deutschland im europäischen Vergleich immer noch hinterher. Die Reform der Pflegeberufe ist ein erster wichtiger Schritt. Jetzt müssen weitere folgen: insbesondere im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung der Pflegekräfte.

Lassen Sie uns nur eine – wie wir finden besonders dramatische – Prognose zitieren. Sie stammt von der Bertelsmann Stiftung. Bis 2030 und das sind gerade noch 12 Jahre, wird jede 5. Stelle in der ambulanten Pflege nicht mehr zu besetzen sein! Hier herrscht dringender Handlungsbedarf und eine zuverlässige Antwort auf die Frage: Und wer pflegt uns?

Wir von der APD stellen uns der Verantwortung. Wir haben nicht nur mit alternativen Wohnformen Lebensraum geschaffen, der die besondere Bedarfslage von kranken Menschen berücksichtig. Wir haben mit dieser neuen Wohnform auch Arbeitsbedingungen geschaffen, die Pflege- und Betreuungskräften ein lebenslanges, sinnstiftendes, qualitätsvolles und familienfreundliches Arbeiten ermöglicht. Mehr als 50 Auszubildende lernen aktuell bei der APD den Pflegeberuf. Wir haben drei Studienstipendien an Mitarbeitende vergeben, um diese vorzubereiten auf die Führungsaufgaben bei der APD der Zukunft.

Gerade deswegen nehmen wir als Teil dieser Gesellschaft Investitionen in die soziale Versorgungslandschaft vor. Nicht nur alleine als APD, sondern zusammen mit anderen Akteuren wie Rolf Lutz und seinem Geschäftspartner Mike Sternkopf. Mit Akteuren also, die unsere Vision mittragen und leben. An ihre Adresse geht unser tief empfundener Dank!

Zu diesen Akteuren gehört hier und heute auch die Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen, die diese Investition finanziert und immer konstruktiv begleitet hat. Unser herzliches Dankeschön geht deshalb an den Vorsitzenden des Vorstandes der Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen, Herrn Wolfgang Opitz. Bedanken möchte ich mich aber auch bei den stillen Unterstützerinnen und Unterstützern dieses Projekts. Damit meine ich die Architekten, die vielen Handwerksbetriebe und ganz besonders die Garten-Landschaftsbauer, die jedem Wetter trotzten, um das Gelände für heute so schön wie möglich zu machen. Ihnen allen sind wir zu großem Dank verpflichtet.

Auch wenn wir als APD erfolgreich die Entwicklung alternativer Wohnformen nicht nur in Gelsenkirchen und in anderen Städten verfolgen, so war unser Weg nicht immer einfach. Man hat uns als Freaks und Träumer belacht, bürokratische Hürden aufgebaut, finanzielle Daumenschrauben angelegt. Auch zukünftig werden wir Stolperfallen und Anfeindungen erleben, da bin ich sicher. Sie werden uns aber nicht aufhalten.

Ein Zitat von Mahatma Gandhi schenkt mir stets von neuem Zuversicht. Er sagte:
Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.

Was, meine Damen und Herren, nutzen einsame Siege? Lassen Sie uns lieber gemeinsam gewinnen, liebe Freunde. Lassen Sie uns als Gesellschaft notwendige Strukturen schaffen und Lebensraum begründen, der unseren Werten entspricht und ein menschenwürdiges Leben trotz Demenz und Pflegebedürftigkeit möglich macht.

Wenn es uns nicht gelingt, gute Antworten auf die Herausforderungen der älter werdenden Gesellschaft insbesondere in der Existenzsicherung und der Pflege zu geben, wird unsere Gesellschaft als Ganzes verlieren. Der soziale Frieden wird verloren gehen. Die ersten Anzeichen sind überdeutlich. Anstatt zu kämpfen lassen Sie uns lieber Gemeinsamkeiten suchen und Schnittmengen bilden. Wir sollten ins Gelingen verliebt sein, in gute Lösungen, in partnerschaftliches Miteinander. Dazu laden wir Sie im Quartier der Generationen heute ganz herzlich ein. Den hier lebenden Mieterinnen und Mietern und ihren engagierten Angehörigen wünschen wir viel Fortüne. Und den begleitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern allzeit die notwendige Menschlichkeit und Fachlichkeit.

Glück Auf!

zum Anfang