APD-Pflegefachkräfte aus Serbien lösen ihr „Ticket“ in die Arbeitswelt

APD-Pilotprojekt gegen Personalmangel in der Pflege erreicht Meilenstein: Erste Bewerberinnen bestanden „Berufsführerschein“ als Gesundheits- und Krankenpfleger mit Bravour – Fester Arbeitsplatz garantiert

Gelsenkirchen, im November 2016. Sie haben echte Pionierarbeit geleistet: Sandra Jovanovic, Ivana Cvejic und Gordana Trkulja, die ersten drei von insgesamt 24 Pflegefachkräften aus Serbien, dürfen ab sofort in Deutschland die geschützte Berufsbezeichnung „Gesundheits- und Krankenpflegerin“ führen. Den dafür erforderlichen Berufsanerkennungslehrgang nach dem Krankenpflegegesetz bestanden die Frauen nach fast 12 Monaten mit Bravour. Ein fester Arbeitsplatz ist ihnen sicher. Bei der APD Ambulante Pflegedienste Gelsenkirchen GmbH werden sie ab sofort in der Pflege tätig sein. Ihren „Berufsführerschein“ überreichten Ende Oktober den frischgebackenen Pflegefachkräften Karl Tymister, Leiter der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen, sowie Siegfried Plattner und Julia Küppers vom Referat Gesundheit der Stadt in der APD-Zentrale am Margarethe-Zingler-Platz. Bis zum Sommer 2017 sollen alle Bewerberinnen und Bewerber aus Serbien die Lehrgänge absolviert haben.

„Unser Pilotprojekt gegen Fachkräftemangel in der Pflege hat einen wichtigen Meilenstein erreicht“, sagte APD-Geschäftsführer Claudius Hasenau bei der kleinen Feierstunde. Der private ambulante Pflegedienst gehört mittlerweile zu den zehn größten Unternehmen dieser Art in Deutschland. 52 der rund 350 Mitarbeitenden sind Auszubildende. Die enormen Ausbildungsanstrengungen der APD jedoch reichen bei weitem nicht mehr aus, um die explodierende Nachfrage bei Pflegedienstleistungen zu decken. Claudius Hasenau: „Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung hat errechnet, dass allein in Gelsenkirchen bis 2030 jede fünfte Arbeitsstelle im Pflegebereich unbesetzt sein wird. Gegen diese Unterdeckung von 20 Prozent müssen wir jetzt etwas tun!“

Gemeinsam durch Höhen und Tiefen

Deshalb brachte Hasenau im November 2014 in Serbien eine erste Anwerbe-Initiative auf den Weg – gemeinsam mit dem stellvertretenden Pflegedienstleiter Björn Schulte und dem Personalexperten Misa Radunovic, Leiter des APD-Büros in der serbischen Hauptstadt Belgrad. Im November 2015 kamen die ersten Pflegekräfte in Gelsenkirchen an. Um in Deutschland in ihrem erlernten Beruf arbeiten zu dürfen, war die Teilnahme an einem Berufsanerkennungslehrgang zwingend erforderlich. Was so einfach klingt, stellte sich in der Praxis echte Pionierarbeit dar. „Hinter uns liegen zwei aufregende, lehrreiche und erfolgreiche Jahre“, erinnert sich Projektleiter Björn Schulte. „Niemand wusste, wie’s geht. Wir sind gemeinsam durch Höhen und Tiefen gegangen, so haben wir das System kennengelernt.“ Und zwar so gut, dass bereits die nächste Bewerberrunde fest geplant ist. Anfang Dezember werden Björn Schulte und Theresia Hasenau, Fachkraft und Hausmutter in der Demenz-WG Rotthausen, in die APD-Dependance nach Belgrad fahren, um Aspiranten für ein weiteres Auswahlverfahren kennenzulernen.

In Deutschland sicheres Geld verdienen

Die Auswahl wird wieder groß sein. In der Republik Serbien, die sich zurzeit um Aufnahme in die EU bemüht, genießt die Willkommenskultur der APD hohes Ansehen. Dafür haben die positiven Berichte von Sandra, Ivana und Gordana gesorgt, genau wie die der anderen 21 Neu-Gelsenkirchener. „Die drei Frauen haben sich das Ticket erarbeitet, um auf einer sehr soliden Ausbildungsbasis in Deutschland sicheres Geld zu verdienen, wann immer sie in ihr Leben passt. Diese Grundlage geht nie mehr verloren“, beglückwünschte Karl Tymister, Leiter der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen, die neuen APD-Kräfte bei der Übergabe der Zertifikate. „Ich freue mich besonders, dass mit der APD ein Arbeitgeber in Serbien vorangegangen ist, der in der Heimat zugleich das Thema Ausbildung intensiv verfolgt. 52 Auszubildende – mehr geht nicht bei der jetzigen Größe der APD. Deshalb ist es goldrichtig, auf dieser Basis zu versuchen, gute Pflegefachkräfte in Serbien zu finden, zu motivieren und in Deutschland durch die Qualifizierung zu begleiten.“

Tolles Lerntempo

Begeistert von der Leistungsbereitschaft und der Kompetenz der Bewerberinnen zeigten sich auch Julia Küppers und Siegfried Plattner vom Referat Gesundheit der Stadt Gelsenkirchen, die am Ende des Lehrgangs die sprachliche Eignung zu prüfen hatten. „Das Tempo, in dem die drei Bewerberinnen Deutsch gelernt haben, hat uns überaus beeindruckt. Das war eine wirklich tolle Leistung!“ Für die Tätigkeit in Deutschland mussten die Bewerber eine Vielzahl von Qualifikationen nachweisen. Dazu gehörte nicht nur der Abschluss einer vierjährigen Pflegeausbildung in Serbien, sondern auch der Nachweis guter deutscher Sprachkenntnisse. Zudem waren eine Reihe von Schulungen und Praktika in einem speziell dafür zertifizierten Bildungsinstitut in Dortmund zu absolvieren. Finanziell unterstützt wird die Maßnahme von der Agentur für Arbeit in Gelsenkirchen.

APD-Pflegefachkräfte aus Serbien lösen ihr „Ticket“ in die Arbeitswelt

Foto: Andreas Weiss / APD

Im neuen Job angekommen: Zur Zertifikatsübergabe trafen sich (von links) Siegfried Plattner und Julia Küppers, Referat Gesundheit der Stadt Gelsenkirchen, die APD-Pflegeschwestern Gordana Trkulja, Ivana Cvejic und Sandra Ivanovic, APD-Geschäftsführer Claudius Hasenau, Karl Tymister, Leiter der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen, und APD-Projektleiter Björn Schulte.

Statements der Teilnehmer

Eine lokale Allianz,
die wirklich funktioniert

Claudius Hasenau

Foto: Andreas Weiss / APD

Claudius Hasenau, APD-Geschäftsführung

Wir haben in die Zukunft geschaut, weil wir merkten, dass die Gewinnung von Pflegefachkräften für uns immer problematischer wird. Erst in der vergangenen Woche hat die Bertelsmann-Stiftung aktuelle Zahlen zum Pflegebedarf bis 2030 auseinandergesetzt. Sie hat festgestellt, dass Gelsenkirchen im Jahre 2030 eine Unterdeckung von 20 Prozent zu erwarten hat. Jede fünfte Stelle im pflege-fachlichen Bereich wird nicht besetzt sein. Das ist nicht nur ein existenzielles Problem für unseren Betrieb, sondern auch für unsere Gesellschaft, für diese Stadt, in der wir arbeiten und leben. Wenn wir bei der APD ein Problem sehen, dann folgen wir dem Motto: Nicht lange diskutieren, sondern einen Plan machen und handeln.

Zu diesem Plan gehörte neben einer verstärkten Ausbildung, die unseren Bedarf aber nicht mehr decken kann, die Entwicklung anderer Strategien für die Anwerbung von Pflegefachkräften im europäischen und außereuropäischen Ausland. So sind wir auf Serbien gekommen und haben dort Supererfahrungen gemacht. Wir haben dort hervorragende Pflegefachkräfte gefunden, deren Abschluss aber in Deutschland nicht anerkannt wurde. Selbstverständlich kennen wir aus der gut vernetzten Pflegebranche weitere Anwerbeprojekte zum Beispiel aus Spanien, die nicht so gut geklappt haben. Davon ließen wir uns nicht entmutigen. Heute bin ich besonders stolz, dass nach einem Jahr 24 hervorragende Pflegefachkräfte die Herausforderung angenommen haben, in Gelsenkirchen Fuß zu fassen. Nur drei Bewerber haben sich dagegen entschieden. Das ist eine beeindruckende Erfolgsquote, für die ich mich besonders bei den drei Bewerberinnen bedanken möchte. Das Zuhause in Serbien aufzugeben, die Familie zunächst zurückzulassen, in Deutschland eine neue Heimat zu suchen – dafür gebührt ihnen größter Respekt. Und wir hoffen sehr, dass die APD die Bewerber dabei bisher gut begleitet hat.

Mein Dankeschön geht aber auch an unseren stellvertretenden Pflegedienstleiter Björn Schulte, der das Projekt so gut begleitet hat und weiterhin leitet. Das war nicht immer einfach. Ständig galt es neue Herausforderungen zu meistern. Dabei hat uns das Gesundheitsamt der Stadt – allen voran Siegfried Plattner und Julia Küppers – immer zur Seite gestanden, dafür gebührt beiden unser großer Dank. Wir haben eine lokale Allianz erleben dürfen, die wirklich funktioniert. Und dazu gehört auch Karl Tymister, Leiter der Agentur für Arbeit in Gelsenkirchen, und seine tollen Mitarbeiter. Ohne sie alle hätte unser Projekt niemals klappen können.

Niemand wusste, wie’s geht

Björn Schulte, Stellvertretender APD-Pflegedienstleiter und Projektleiter

Wir blicken zurück auf zwei interessante, aufregende und lehrreiche Jahre. Nirgendwo stand geschrieben, wie’s geht. Wir sind den Weg zunächst allein gegangen und haben ein wunderbares Netzwerk bilden können mit tollen Kooperationspartnern, die immer mitgezogen und uns engagiert begleitet haben. Es gab Höhen, es gab auch Tiefen. Wir haben sie gemeinsam durchlebt. Wir haben das System kennengelernt. Und jetzt schauen wir zuversichtlich in die Zukunft.

Wenn wir eines gelernt haben, dann das: Es gibt in Serbien gute Pflegekräfte. Deshalb werden wir unser Projekt weiterführen und noch Anfang Dezember in Serbien vor Ort sein, um neue Bewerber ins Auswahlverfahren zu nehmen. Darauf freue ich mich schon sehr. Ich habe selten in meinem Leben so motivierte Menschen kennengelernt, wenn man berücksichtigt, dass die Bewerber in einem ersten Schritt ihre Familien zurücklassen mussten. Ich kann nur sagen: Hut ab. Wir hier bei der APD schauen bei dem Projekt in eine gute Zukunft.

Alle Bewerber wissen, wo sie einmal arbeiten werden. Im Bereich der Anpassungslehrgänge wurde eine feste Zuordnung getroffen. Sie hatten verschiedene Einsätze. Wir haben die bestehenden Vorerfahrungen berücksichtigt. Wem liegt welcher Bereich? So konnten wir für jeden einzelnen einen gut passenden Bereich finden. Sandra Jovanovic und Gordana Trkulja werden in der ambulanten Pflege tätig sein, Ivana Cvejic in der Demenz-WG „Leben in Rotthausen“.

Dieser Weg ist goldrichtig

Karl Tymister, Leiter der Agentur für Arbeit, Gelsenkirchen

Ich möchte den erfolgreichen Teilnehmerinnen der Anpassungsmaßnahme meinen ganz herzlichen Glückwunsch sagen. Sie haben nun das Ticket, wann immer es für ihr Leben richtig ist, in Deutschland auf einer sehr soliden Basis ihrer Ausbildung jederzeit Geld verdienen zu können. Das geht nicht mehr weg. Das haben sie sich erarbeitet. Ich finde, das was hier geleistet wurde, aller Ehren wert.

Das alles ist nicht nur eine Frage von Ausbildung und Lernen, sondern hat auch etwas mit der Entscheidung zu tun, hierher zu kommen. Das ist ein schwieriger Weg. Nun haben sie etwas in der Hand, was für ihr Leben einen großen Wert hat. Egal, wie es weitergeht und welche Entscheidungen in der Zukunft kommen.

Was war die Motivation zur Beteiligung am Projekt? Wir sehen den Engpass, den Mangel in der Pflege auch in GE. Wir müssen alle gemeinsam sämtliche Möglichkeiten ausschöpfen und alle Wege gehen, die sich uns bieten. Uns fehlen nicht nur jetzt schon die Fachkräfte. Wir wissen auch, dass der Bedarf noch einmal ganz kräftig steigen wird. Wenn man alle Frauen und Männer ansieht, die jetzt in der Pflege beschäftigt sind, dann sehen wir: Es reicht nicht mehr für den jetzigen Bedarf und schon gar nicht für den großen Nachbesetzungsbedarf.

Der klassische Weg, an Fachkräfte zu kommen, ist die Ausbildung. Ich freue mich, dass mit der APD in Serbien ein Arbeitgeber in Serbien vorangegangen ist, der dieses Thema Ausbildung so intensiv verfolgt. 52 Auszubildende – mehr geht nicht bei der jetzigen Größe des Unternehmens. Und auf dieser Basis zu sagen, noch zusätzlich zu versuchen, gute Pflegekräfte in Serbien zu finden, zu motivieren und durch die Qualifizierung zu bringen, das ist goldrichtig. Ich freue mich, dass Sie weitermachen. Und das vor allem, weil ich weiß, dass die APD den Weg Ausbildung auch weitergeht. Es ist ja nicht das Ziel der APD, bei der Ausbildung weniger aktiv zu sein. Das finde ich klasse.

Zugleich ist eingetreten, was wir alle vorher geahnt haben: Diese Initiative ist kein Spaziergang. Sie ist nichts, was andere so einfach nachmachen können. Nach dem Motto: Das mache ich auch, und morgen sind dann viele Pflegefachkräfte bei uns in Deutschland, denen wir nur noch den Arbeitsvertrag ausstellen müssen. Man muss die Menschen ja nicht nur finden. Es gehört viel dazu, sie so zu unterstützen, dass sie ein neues Leben beginnen können. Das ist der APD in Gelsenkirchen in beispielhafter Weise gelungen.

Eine tolle Leistung!

Siegfried Plattner / Julia Küppers, Referat Gesundheit der Stadt Gelsenkirchen

Das Motiv, das uns bewegt hat, uns am Projekt zu beteiligen, war der sich anbahnende Pflegenotstandes. Die Aussage von Karl Tymister, Leiter der Agentur für Arbeit in Gelsenkirchen, beim Projektstart – „In fünf Jahren knallt’s!“ – ist uns nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung, der wachsenden Nachfrage bei pflegerischen Dienstleistungen und der geplanten Gesetzesänderungen in der pflegerischen Ausbildung war es für uns selbstverständlich, das Projekt zu begleiten, Türen zu öffnen und Unebenheiten, die sich im administrativen Bereich ergeben haben, zu glätten, wenn es uns möglich war.

Wir haben bei der APD auf allen Ebenen sehr kompetente Mitarbeiter gefunden, die das Projekt vorangetrieben haben. Dazu möchte ich Herrn Hasenau und seinen Teams ein großes Kompliment machen. Stagnation gab es nicht. Gemeinsam haben wir das zuvor das nicht in allen Punkten bekannte Verfahren zumindest teilweise entschlüsselt. Auch wenn man vor Überraschungen nie sicher sein kann.

Es war positiv zu erleben, dass nach der Entscheidung des Landesprüfungsamtes und dem durchzuführenden Anpassungspraktikum eine recht schnelle Entscheidung ergangen ist. Uns blieb dann noch im Rahmen des Berufserlaubnisverfahrens die Aufgabe der Überprüfung der sprachlichen Kenntnisse und Fähigkeiten der Bewerberinnen. Wir haben uns davon leiten lassen, keine pseudowissenschaftlichen Sprachtests durchzuführen. Für uns war wichtig: Können sich die drei Bewerberinnen mit ihren Patientinnen und Patienten verständigen? Sind sie in der Lage, die ärztliche Anordnung und all das, was in der Kommunikation mit Patienten notwendig ist, zu verstehen. Dabei haben wir eine verblüffende Erfahrung gemacht. Wir waren überaus beeindruckt, mit welchem Tempo alle drei Damen die deutsche Sprache gelernt haben. Das muss wirklich lobend erwähnt werden. Wir hatten keinerlei Probleme, umfassende und gute Kenntnisse der deutschen Sprache als eine wichtige Voraussetzung für die Erteilung der Berufserlaubnis zu bescheinigen. Eine wirklich tolle Leistung!

Wir helfen gerne weiter!

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